Montag, 15. Juni 2015

Zweiter Tag - Besuch in einer geteilten Stadt

Heute geht es also richtig los. Wir werden in Komarno in der Slowakei erwartet. Ein Gespräch mit Bischof Laszlo Faszekas und Ökumenepastor Attila Palcso steht auf dem Programm. Weit ist es nicht von Budapest nach Komarom, kurz ist auch der Weg von der Grenze zu unserem Ziel in der Slowakei - aus dem ungarischen Komarom über die Donau und schon ist man aus Ungarn raus in Komarno, Sitz des ungarisch sprechenden reformierten Bischofs in der Slowakei. Komarno und Komarom - eine geteilte Stadt.
Aus dem Gespräch mit Bischof Faszekas:
Es gab immer schon enge Kontakte, die ErK förderte die Diakonenausbildung. In Zukunft werden die Pastoren Palcso und Fender die kirchlichen Kontakte erhalten.
Faszekas ist seit 2009 Bischof, die reformierte Kirche in der Slowakei hat 100000 Mitglieder, davon 85000 Ungarn. Insgesamt gehören 76 % der Slowaken zu einer Kirche - im Gegensatz zu Tschechien ist die Slowakei ein kirchliches Land. Die reformierte Kirche ist im Süden der Slowakei an der Grenze nach Ungarn auf 9 Seniorate verteilt. Es gibt in der Slowakei Spannungen zwischen den Slowaken und der Minderheit der Ungarn. Innerhalb der reformierten Kirche gibt es Spannungen zwischen den Ungarn und der Minderheit der Slowaken. Seit 2007 gibt es eine anerkannte ungarisch-sprachige theologische Fakultät in Komarno, hier arbeitet auch ein deutscher Professor, Bernhard Kaiser, für 10 Tage im Monat.
Insgesamt ist es nicht sehr lukrativ, ref. Pastor zu werden: 330 Euro verdient ein junger Pastor. Nach 10 Jahren maximal 480 Euro. Weit unter dem Schnitt in der Slowakei, der bei 850 Euro liegt. Macht den Beruf nicht attraktiv. Den Lohn zahlt übrigens der Staat nach einem unveränderten Gesetz aus dem Jahr 1949.

Als ungarisch-reformierter Bischof wird man anders behandelt als der lutherische oder der katholische. Der Dialog mit der Regierung ist deutlich komplizierter. 

Am Nachmittag besuchen wir ein Haus für Tagespflege in Tany (slowakisch Ton), gegründet von Pastor György Csik, 2005-2014 gebaut. Das Haus braucht noch Unterstützung bis es sich selber tragen kann. Helfer sind willkommen!

Schließlich noch in Komarno das Waisenhaus "Timotheus" der Kirche aus den 30er Jahren. Durch Benesch-Dekret nach dem 2. Weltkrieg verstaatlicht. 2007 verabschiedete die Slowakei ein Gesetz, dass die Beneschdekrete weiter gelten, um Rückgaben zu vermeiden. Das Heim wurde der Stadt gegeben, die Stadt verkaufte es für 1 Krone an die Kirche. Es war total verfallen, wird seit 2006 von der Kirchengemeinde renoviert und soll ein Seniorenheim werden. Bischof Faszekas ist seit 1991 Pastor in Komarno. 

Zitate des Tages:

Pastor Csik: "Auf dem Papier ist das hier EU. In Wirklichkeit ist es etwas ganz anderes."

Bischof Faszekas: "Jeder Bischof baut sein Altersheim."

Fazit dessen, was uns in den Gesprächen vermittelt wird: Es gibt 2 Punkte, als Kirche Schwierigkeiten in der Slowakei zu haben: Reformiert sein und ungarisch sein.

Bischof Faszekas

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