Donnerstag, 18. Juni 2015

Bischof Sandor Zan Fabian in Beregszasz in der Karpato-Ukraine

Wir sind gut in der Ukraine angekomnen und im Diakoniezentrum gibt es sogar wlan.
Hier treffen wir den Bischof zum Gespräch.

Am Auffälligsten ist der völlig andere Ton im Gespräch mit Bischof Sandor Zan Fabian. Kein von der Geschichte enttäuschter zorniger Ungar sitzt da vor einem, sondern ein vom Krieg im Osten des Landes beeindruckter Geistlicher. Es geht vor allem um Völkerverständigung und Frieden zwischen den Nationalitäten, nicht um das Unrecht, das die Ungarn erleiden mussten.

Die grösste Wirkung des Krieges hier im Westen des Landes ist, dass fast alle Männer zwischen 18 und 60 eingezogen werden oder auswandern. Die Dörfer sterben aus. Es gibt kein Verständnis mehr in der Bevölkerung, warum der Krieg weiter gehen soll. Es herrscht die Meinung: Sollen doch die beiden Gebiete im Osten Autonomie bekommen und in 3 bis 5 Jahren entscheiden, wohin sie gehören wollen.
Wo sieht der Bischof die Aufgabe der Kirche?
Es ist eine sehr kleine Kirche, aber überall in ihrem Gebiet gibt es Gefallene zu beklagen und Trost zu spenden. In allen Dörfern bei allen Familien, ob reformiert oder nicht, gibt es Tote. Die Kirche will Brücken bauen zwischen den Ungarn und den anderen Nationen, ein Beispiel geben für friedliches Zusammenleben. Vielleicht könnten die Russen ein Interesse haben, hier im Westen des Landes Unruhe zu sähen, wo viele Nationalitäten auf engem Raum zusammen leben. Offiziell sagt die Regierung, es ist kein Krieg sondern eine antiterroristische Aktion. Nach Meinung des Bischofs ist es Krieg. Am Anfang war großes Vertrauen in die Regierung und viele meldeten sich freiwillig für den Kampf. Heute ist da kein Vertrauen mehr in Regierung. Alle Männer bekommen die Einberufung, vorige Woche haben zum Beispiel auch 4 Pastoren ihre Einberufung bekommen.

Die Mutter des Bischofs hat schon viele Länder erlebt, die hier die Macht hatten: Slowakei , Ungarn , Sowjetunion, jetzt die Ukraine. Aber die Bevölkerung war immer friedlich miteinander. Diesen Frieden gilt es zu erhalten. Die Menschen sagen: eigentlich sind wir in der Karpato-Ukraine ein eigenes Land mit 4 Nachbarn: Polen , Slowakei, Rumänien und Ukraine.

Faktisch mache der ukrainische Staat auch viele Fehler. Einer ist die Sprachpolitik. Für viele Menschen ist Ukrainisch Fremdsprache, die meisten sprechen russisch. Und doch besteht der Staat auf ukrainisch als einzig offizielle Sprache.

Bernd Roters und Bischof Zan Fabian

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